Lektion 1 : Meenzer Sprich
Als waschechte Meenzer ist es wichtig, Tatsachen in einem Satz auf den Punkt zu bringen. Die Darstellung muss knapp und zusammenfassend sein.
" In de letzt Dud find sich alles"
"Wer nix erheirat, gewinnt oder erbt, der bleibt en arme Deiwel bis er sterbt."
Mache Dinge anhand von drastischen, anschaulichen Vergleichen klar, ganz wichtig dabei: ÜBERTREIBE!
"E paar Fieß wie zwää Moobootcher."
"E Maul wie e Schlachtschwert."
"So glitschisch wie en Rhoiaal."
"Der sterzt sich in die Awweit wie de Spatz in die
Kniddel." (Kniddel bedeutet Tierkot, hier sind die Gailskniddel gemeint, die Pferdeäpfel).
"Ei isch hab geflennt un geflennt! Mit dene Träne hättste e gonz Hochaus butze kenne."
Reflektiere philosophisch!
"Wie´s kimmt, werd´s gefresse."
"Nooch Kees kimmt nix besseres."
Benutze Sprüche, die Lebensregeln enthalten oder warne vor Gefahren:
"Vorn ausgemacht, brennt hinne nit."
Oder der Hinweis auf die Folgen des "Fassnachtspläsirsche" (plaisir, französisch - Vergnügen). Vorsicht vor all zu intimen Karnevalsvergnügungen, denn "e Fassnachtspläsirsche gibt leicht en Allerheiligdiersche" (wobei mit "Diersche" hier ein Kind gemeint ist), Allerheiligen (1. November) liegt neun Monate nach Fassenacht.
Rechtfertige geschickt Dich selbst!
"Besser en Bauch vom viele Fresse, als en Buggel vum viele Schaffe."
"Besser en Plattkopp wie gar kää Hoor!"
"Besser uff em Fett geschwabbelt wie uff de Knoche gerabbelt."
Lektion 2 : "Als"
Das Adverb "als" kann man wunderbar in allen Lebensituationen anwenden! Es hat verschiedene Bedeutungen:
"immer" :"Du stumbst mich als"
"in einem fort": "Der dreht sich als"
"manchmal": "Do gehe mer als hie"
Erweiterte Formen:
"alsemol" - "manchmal"
"alsfort"- " in einem fort"
Lektion 3: Das Wörtchen "Ei"
Das Wort "ei" kann ein Auftakt zu JEDEM Satz sein.
"Ei, do gehn Se erst grad aus, dann rechts erum",
"Ei, isch hab gedenkt"
"Ei, guggese emol"
"Ei, horchese emol"
Lektion 4: " Oijoijoi"
Hiermit wird allgemein ein Bedauern, eine Befürchtung, ein Schrecken zum Ausdruck gebracht. Die zugehörige Anekdote spielt im Gerichtssaal: Verhandelt wird eine Klage wegen Körperverletzung. Der Richter fragt einen Zeugen: "Was haben Sie gedacht, als der Beklagte auf den Kläger losging?" "Was ich mer gedenkt hab? Des wääs ich net mer." Der Richter, schon etwas ungeduldig: "Nun denken Sie doch mal richtig nach. Irgend etwas müssen Sie sich doch gedacht haben. So
was sehen Sie doch nicht alle Tage!" "Ei, ich hab gedenkt: oijoijoi."
Lektion 5: Grammatik
Benutze merkwürdige Pluralformen!
"das Hemd"- "die Hemder"
"das Bett"- "die Better".
"Das Schiff"- "die Schiffscher",
"das Fläschje", aber "die Fläschjer",
"das Meedsche", aber "die Meedscher".
Vorsicht bei dem Wort "Mensch". Hier kommt es auf den Artikel an:
"der Mensch", "die Mensche", aber
"das Mensch", "die Menscher".
Mit "das Mensch" meint der Mainzer eine böse Frau. Verstärkung: "Dreckmensch", "Saumensch".
Auch der Artikel wird häufig anders gesetzt.
Es heißt: "de Budder" und nicht "die Budder",
"die Bach" und nicht "de Bach".
Daher heißt auch das bekannte Altstadtviertel "die Vilzbach".
Meint man ein Dorf oder eine kleine Stadt, so heißt es: "des Ort".
Wenn der Mainzer ausdrücken will: "Ich habe etwas gebracht", dann sagt er "Isch hab em ebbes gebrung".
"Prost Neujahr" wird nicht gewünscht, sondern "gewunsche" oder auch "angewunsche".
Der Mainzer sagt nicht: "Ich habe ihn gefragt", sondern "ich frug ihn".
Das Umstandwort "da", in der Mundartform "do", wird häufig verdoppelt und dient dann zur Verstärkung.
Statt "dafür" sagt der Mainzer "dodefor".
"Komm mer nit dodemit, dass isch der dodefer versproche hätt. Dodezwische is viel Zeit vergonge."
Typisch für einen Mainzer ist auch der Anhang "zus". So in der Fassung "hämzus" (nach Hause), "nunnerzus" (hinunter),
"ruffzus" (hinauf), "niwwerzus" (hinüber), "hinzus" und "rückzus".
Und schließlich kennt das Mainzer Deutsch deklinierte Präpositionen wie
"abben" ("en abbene Arm" - ein amputierter Arm),
"zuen" ("e zuen Dier" - eine geschlossene Tür),
"e zuen Schees" - ein geschlossener Wagen).
Lektion 6: Namensgebung
Als Meenzer benennt man die Bekannten in Gesprächen vorzugsweise zuerst mit dem Nach-, dann mit dem Vornamen. So weiss jeder direkt um wen es sich genau handelt. Dabei solte möglichst darauf geachtet werden, dass der Vorname in irgendeiner Form verändert oder verniedlicht wird.
" Fischer Anni" (Anne Fischer)
"Schmidte Hänsje" (Hans Schmidt)
GANZ WICHTIG! In Meenz heißt der Name Georg nicht Georg, sondern Schorsch!
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Ich glaab, es dauert doch eh bisje länger.
Nachfolgend ein Meenzer Wörterbuch.
Meenzer Gebabbel |
Mainzer Mundart |
|
|
Aach / Aache |
Auge / Augen |
Aachedeckel |
Augenlid |
aarisch viel |
arg viel |
Äbbel |
Äpfel |
Abbelkrotze |
Kerngehäuse vom Apfel |
Adschee |
Adieu (so viel wie das heutige tschüss) |
ald Scheckel |
alte Frau |
alleweil |
jetzt sofort, in dem Moment |
Atzel |
Perücke |
babbele |
reden |
babbisch Gutzje |
schmutzige Frau / Kind |
Batschel |
ungeschickter Mensch |
Batschkabb |
Schirmmütze |
Berzel |
Kopf, aber auch für den Bürzel vom Geflügel |
bisje |
bisschen (klein wenig) |
Bitzelwasser |
Mineralwasser |
Blummescherb |
Blumentopf aus Ton |
Blunz |
Blutwurst |
Bobbelche |
Säugling |
Bobbes |
Gesäß |
Bollesje |
Gefängnis |
Bombo |
Bonbon |
Boodche |
kleines Motorboot |
Borzel |
kleines Kind |
bossele |
basteln oder auch handwerklich tätig sein |
Brockelscher |
Rosenkohl |
Butze |
Polizist |
Butzebebel |
Nasenpopel |
Dibbsche |
kleiner Topf |
Dibbe |
Topf |
dick Blunz |
Schimpfwort für eine dicke Frau |
Dierschlink |
Türklinke |
Dorscht |
Durst |
Dubbee |
Toupet |
Dutt |
Tüte |
Firmgood / Firmgeedsche |
Firmpatin |
Firmpedder |
Firmpate |
Geil |
Mehrzahl für Gaul |
Geilskniddel |
Pferdeapfel |
Gemies |
Gemüse |
gemoschderd |
unmögliche Kleiderkombination |
Good / Geedsche |
Patin (meistens ist die Taufpatin gemeint) |
Gutzje |
Bonbon oder allgemein etwas Süßes |
Haggele |
Kiefer oder Tannenzapfen |
Haggesjer |
Milchzähne |
Herrgottsdierche |
Marienkäfer |
ibberhibbelt |
übersprungen, in der Reihenfolge übergangen |
Kabb |
Mütze |
Kabottche |
unmoderner Hut oder Hut, der wie eine Mütze auf den Kopf gezogen wird - ohne Hutkrempe |
Katzuff |
Metzger |
Kerb |
Kirchweihfest (Kirmes) |
Kerch |
Kirche |
Kerchhof |
Friedhof |
Kimmche |
große Tasse |
Kinnerschees |
Kinderwagen |
Knadscher |
Bäcker (kommt von kneten) |
Knerzje |
Endstück vom Brot oder Braten, aber auch für Kopf |
Kniddel |
Tierkot (Hasekniddel, Hundekniddel usw.) |
Knolle |
polizeiliche Geldstrafe |
Kobberd |
Kopfsprung |
Krebbel |
Karpfen / Berliner |
Krimmele |
Krümel |
Lomberie |
Bodenabschlussleiste an der Wand |
Lattwerch |
steif gekochtes Zwetschgenmus |
Liehbeidel |
Lügner |
machulle |
bankrott |
Meggeldasch |
Einkaufstasche |
Mick |
Mücke |
Mickeblatsch |
Fliegenklatsche |
Mutsch |
Kosewort für Mutter |
Nuddelche |
Schnuller |
Nuddelfläschje |
Trinkfläschchen für Säuglinge mit Sauger |
Obend (2) |
Abend |
Oongstschisser (1) |
ängstlicher Mensch |
Oonk (1) |
Genick |
oogeduddelt (1) |
angetrunken |
Parrer |
Pfarrer |
Pedder |
Pate (meistens ist der Taufpate gemeint) |
pischbern |
flüstern |
Prottsche |
polizeiliche Geldstrafe |
Quetsche |
Zwetschgen / Pflaumen |
Rachebutzer |
saurer Wein |
rack |
steif |
Reitschul |
Kinderkarussell |
Ribbelkuche |
Streuselkuchen |
Rotzfohn |
Taschentuch |
Rullo |
Jalousie |
schebb |
schief, krumm |
Schelleklobbe |
an fremden Türen klingeln, dann wegrennen (Kinderunfug) |
Scherbel |
Bruchstück von Glas und Porzellan |
Schinnos |
Luder, böse weibliche Person |
Schlebbche |
Schleifchen |
Schlibber |
Holzsplitter in der Haut |
Schlickse |
Schluckauf |
Schlobb |
Schleife |
Schminzje |
kleines, schmächtiges, zierliches Kind |
Schmiss |
Schläge |
schneegelisch |
wählerisch beim Essen |
Schnorres |
Schnurrbart / Schnauzbart |
Schnut |
Mund |
schnuddelisch |
unsauber |
schnuckele |
naschen |
Schockelgaul |
Schaukelpferd |
Schrumbele |
Falten im Gesicht |
Säckel |
Tasche in Kleidungsstücken |
Sießholzrassbeler |
ein Mann der mit galanten Reden eine Frau betören will |
Spätzje |
Penis |
Stiftekopp |
ganz kurz geschnittene Haare |
strunzen |
angeben |
Strunzer |
Prahler |
Stumbe |
Zigarre |
Sunn |
Sonne |
Trottwaar |
Bürgersteig, kommt von dem französischen Trottoir |
Vadder |
Vater |
vebummbeidelt |
verschlampt |
Verdel |
achtel Liter Wein |
Verdelsbutze |
Polizist für ein bestimmtes Gebiet innerhalb der Stadt (Vorort) |
veklebbern |
verrühren |
veklickern |
genau erklären |
Wombe |
dicker Bauch |
Welljerholz |
Nudelholz |
Worscht |
Wurst |
Worzelberscht |
Wurzelbürste |
Wutz |
Schwein |
Wutzebeehle |
ein Mädchen oder eine Frau die sich schmutzig gemacht hat oder nicht reinlich ist |
Zibbel / Zibbelsche |
Penis / Penis von Buben - aber auch das Endstück der Wurst |
zobbele |
zupfen |
Zores |
Gesindel |
Zuckerklumbe |
Bonbon, aber auch für goldiges, liebes Kind |
Zwerndobbsch |
kleines lebhaftes Kind |
Zwibbele |
Zwiebeln |
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So babbele mir in Sätz. |
So reden wir in Sätzen. |
|
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De Stuhl gaageld. |
Der Stuhl wackelt. |
Dem Schorch hab ichs abber |
Dem Georg habe ich die Meinung gesagt. |
Der Abbel is abber aarisch |
Der Apfel ist aber sehr vertrocknet. |
Der Bleedmonn hot mich ebe |
Der unvorsichtige Mann hat mich eben angestoßen. |
Die alt Fraa is noch schwer dagguff. |
Die alte Frau ist noch sehr rüstig. |
Die Dier gaagsd. |
Die Tür knarrt / quietscht. |
Die Lisbeth hot Krumbel mit ihrm |
Die Elisabeth hat Streit mit ihrem Mann. |
Die Ponnekuche sin aber aarisch |
Die Pfannkuchen sind aber sehr angebrannt. |
Do bombelt was erunner. |
Da hängt etwas herunter. |
Du host jo die Schuhbennel so veknibbelt, |
Du hast die Schnürriemen so verknotet, dass ich sie nicht auf bekomme. |
Ess bizzelt mich ebbes. |
Es kitzelt mich etwas. |
Fer unser Katz hätt ich gern fer en |
Für unsere Katze hätte ich gerne für eine Mark Wurstenden, aber ohne Blutwurst, die isst unser Papa nicht. |
Geb mer mol en Atze Brot. |
Gib mir mal ein Stückchen Brot. |
Ich geh grad emol um de Stock. |
Ich werde einen kleinen Spaziergang machen. |
Ich kumm der uff die Schlich. |
Ich werde dich durchschauen. |
In unserm Verdel bassiert dauernd |
In unserer Wohngegend passiert andauernd etwas. |
Moi Großmudder is nooch em Kriech |
Meine Großmutter ist nach dem Krieg in die Pfalz, um Tauschhandel zu treiben. |
Moi Mudder hot mich oogegauzt. (1) |
Meine Mutter hat mich ausgeschimpft. |
Moi Trabonte sin in de Ferie bei de |
Meine Kinder sind in den Ferien bei ihrer Tante in Drais (Mainzer Vorort). |
Stei mer doch de Buckel nuff. |
Lass mich in Ruhe. |
Such jetzt blos nit in de Krimmele. |
Suche jetzt nur nicht in Kleinigkeiten, Nebensachen (bei Streitigkeiten wird dieser Satz oft verwendet). |
Tralaatsch nit so ibber onnern Leit. |
Rede nicht so über andere Leute. |
Wass is dess Kleid so krumbelisch. |
Was ist das Kleid so zerknittert. |
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Selbst is die Fraa |
Selbst ist die Frau |
Auszug aus einem Fastnachtsvortrag von Heide-Marie Vonderheit |
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donn uff em Boddem weiterrolle,
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dann auf dem Boden weiter rollen,
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Weil spitz un scharf moi Zwibbelmesser,
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Da spitz und scharf mein Zwiebelmesser,
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do nemm ich dess, schneid obbe ab,
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da nehme ich das, schneid oben ab,
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...Ich bewunner moi Werk un steh in de Mitt,
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...Ich bewundere mein Werk und stehe in der Mitte,
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Die Dabet fällt vun de Deck,
|
Die Tapete fällt von der Decke,
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Dobei hat ich ibbersehe,
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Dabei hatte ich übersehen,
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Ich will mich on dem Brett noch halle,
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Ich will mich an dem Brett noch halten,
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genau in diese Kleisterbitt,
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genau in diese Kleisterbütte,
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Nach hunnert Versuche - do hot se gehalle,
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Nach hundert Versuchen - da hat sie gehalten,
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(3) Das Wort geschmiert wurde hier für gut oder leicht eingesetzt und ist in dieser Verwendung typisch für Mainz (dess geht wie geschmiert). Es kommt von schmieren -
mit Fett oder Öl einschmieren, damit es gut gleitet. |